Digitale Signaturen - 1/4

Beschreibung und Anforderungen

Die fortgeschrittene elektronische Signatur ist die erste wirklich sichere Stufe. Sie erfordert erheblich mehr Implementierungsaufwand und bietet eine höhere Sicherheit als die einfache Signatur. Sie ist ideal für Prozesse, bei denen die Identität des Unterzeichners bestätigt werden muss, wie z.B. bei rechtlich bindenden Dokumenten.

Die rechtlichen Anforderungen an diese sind:

1. Sie ist eindeutig dem Unterzeichner zugeordnet.
2. Sie ermöglicht die Identifizierung des Unterzeichners.
3. Sie wird unter Verwendung elektronischer Signatur-Erstellungsdaten erstellt, die der Unterzeichner mit einem hohen Maß an Vertrauen unter seiner alleinigen Kontrolle verwenden kann
4. Sie ist so mit den auf diese Weise unterzeichneten Daten verbunden, dass eine nachträgliche Veränderung der Daten erkannt werden kann.

Beispiele

Handschriftliche Signaturen, die über ein Tablet, Smartphone oder Signaturpad erzeugt werden KÖNNEN eine fortgeschrittene Signatur darstellen. Wieso können? Je nachdem welche Programme und Geräte verwendet werden, werden Merkmale der Signaturen nur teilweise erfasst. Zur Erfassung gehören meist die Geschwindigkeit, die An- und Absetzpunkte, die Winkel sowie oft die Druckstärke. Je nachdem welche Merkmale erfasst werden, kann eine Signatur im Falle eines Rechtsstreits als fortgeschrittene Signatur oder ggf. doch nur als einfache elektronische Signatur gewertet werden. Kommt ein Gericht also zum Schluss, dass die Druckstärke für eine eindeutige Identifizierung eines Unterzeichners zuständig ist, dies wurde aber nicht erfasst, kann sich die vorher als fortgeschrittene Signatur geglaubte Unterschrift schnell als einfache Signatur entpuppen. Es ist also ratsam sich am Stand der Technik und verbreiteten Technologien zu orientieren.

Ebenso kann die Fortgeschrittene Signatur mit der Verwendung des Public-Key-Verfahrens erstellt werden. Dabei verfügt der Unterzeichner über einen Schlüssel (meist eine Datei auf einem PC, einer Smartcard oder einem RFID Token). Der Schlüssel wird ihm nach der Identifizierung über Identifizierungsdienstleister von einer Anbieter für elektronische Signaturen zur Verfügung gestellt. Mit diesem Schlüssel und einer geeigneten Signatursoftware, kann er dann zusammen mit einem Dokument eine Signatur erzeugen, die mathematisch so erstellt wird, dass diese Signatur nicht ohne den zugehörigen Schlüssel erzeugt werden kann. Je nachdem welche Signaturalgorithmen verwendet werden ist die erzeugte Signatur sicherer oder weniger sicher.

Der Vorteil der handschriftlichen Signatur auf einem Touchpad ist, dass diese ohne vorherige Registrierung und sehr kostengünstig erzeugt werden kann. Der Nachteil gegenüber der des Public-Key-Verfahrens ist aber der, dass die Signatur analog der Unterschrift auf Papier nicht einfach überprüft werden kann. Hierzu wird ein Sachverständiger benötigt.

Aufgrund der Technologieoffenheit der fortgeschrittene Signatur, gibt es bezüglich der Qualität der Datenerfassung, der Identifizierung sowie der verwendeten Algorithmen große Unterschiede. Eine fortgeschrittene Signatur kann sowohl technologisch veraltet sein (immer noch besser als die einfache Signatur), als auch als absolut sicher und unknackbar gelten.
Daher liegt die Beweislast, ob eine Signatur wirklich die Anforderungen an die fortgeschrittene Signatur erfüllt, beim UNTERZEICHNER. Dieser hat sich im Zweifelsfall mit dem Anbieter für elektronische Signaturen auseinanderzusetzen, um die Sicherheit der Signatur und des Signaturprozesses zu beweisen. Das kann aufwendig bis nahezu unmöglich sein.

Beschreibung & Anforderungen

Die qualifizierte elektronische Signatur bietet die höchste Sicherheit und ist rechtlich gleichwertig mit einer handschriftlichen Unterschrift. Sie ist ideal für Prozesse, bei denen höchste Sicherheit und Vertraulichkeit erforderlich sind.

Eine qualifizierte elektronische Signatur ist eine fortgeschrittene elektronische Signatur, die um folgende Anforderungen erweitert wird:

1. Sie beruht auf einem zum Zeitpunkt ihrer Erzeugung gültigen qualifizierten Zertifikat
2. Sie wird mit einer sicheren Signaturerstellungseinheit erzeugt

Beschreibung

Es gibt einen guten Grund, warum diese Signaturen eine besonders hohe Vertrauenswürdigkeit besitzen. Die Anbieter dieser Signaturen müssen sich und ihre Prozesse zertifizieren lassen. Technisch gibt es zu den fortgeschrittenen Signaturen kaum oder keinen Unterschied, jedoch muss hier jeder Anbieter beweisen, dass die Signatur sicher erstellt wurde, der Signaturprozess vertrauenswürdig ist und nach mindestens dem aktuellen Stand der Technik gearbeitet wird. Das setzt natürlich deutlich mehr Kosten und Aufwand für den Anbieter voraus, was zu erheblich höheren Kosten auf der Seite des Unterzeichners führt. Etwa doppelt bis dreimal so hoch wie die der fortgeschrittenen Signatur. Jedoch wird dieses Maß an Sicherheit von einigen Institutionen gefordert.

Der Vorteil: Da sich die Anbieter regelmäßigen Qualitätskontrollen, Zertifizierungen und neuen Maßnahmen zur Sicherstellung ihrer Signaturprozesse unterziehen, gibt es in diesem Fall vor Gericht eine Beweislastumkehr im Gegensatz zu dem einfachen und fortgeschrittenen Signaturen. Hier halt also die anzweifelnde Person oder Institution den Beweis zu führen, dass die Signatur nicht verlässlich oder sicher ist, bzw. nicht zu Ihnen als Unterzeichner gehört. Mit der qualifizierten Signatur sind Sie also in jedem Fall auf der sicheren Seite. Fraglich ist nur, ob sich das bei Kosten zwischen 1 und 10€ pro Signatur (bei regelmäßigen Signaturen, sonst abweichend je nach Menge) lohnt.